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Hoffnung für junge Menschen in der Ukraine

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Armut hat viele Gesichter – in der Ukraine sieht sie einen oft durch große Kinderaugen an. Auch zehn Jahre nach der internationalen Finanzkrise kämpft das osteuropäische Land um wirtschaftliche und politische Stabilität. Viele Familien leben am Rande des Existenzminimus. Kinder müssen für sich allein sorgen, landen auf der Straße, erfahren Gewalt.

Bei den Salesianern Don Boscos in Lemberg finden sie ein neues Zuhause sowie Achtung, Respekt, Wertschätzung und Liebe. Kurzum: eine neue Familie.
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Kapitel 1

Seit dem Fall des Kommunismus vor fast 30 Jahren hat sich in Osteuropa einiges getan. Doch der Weg zu einem wirtschaftlich wie politisch stabilen System ist lang. Die Staaten des ehemaligen Ostblocks haben immer noch mit Problemen wie Korruption, einer hohen Arbeitslosigkeit sowie einem desolaten Gesundheitswesen zu kämpfen.
Auch die Ukraine.
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Eine repräsentative Jugendstudie der Friedrich-Ebert-Stiftung von 2017 zeichnet ein differenziertes Bild vom Leben und den Ansichten junger Menschen in der Ukraine.
Drei Viertel der Befragten misstrauen der politischen Führung ihres Landes. Am meisten vertrauen die jungen Ukrainer der Kirche, Freiwilligenbewegungen und der Armee.
Vor Korruption und Krieg haben sie am meisten Angst.
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Seit 2014 kämpfen im Osten der Ukraine von Moskau unterstützte Separatisten gegen ukrainische Soldaten.
Bei den Gefechten starben nach Angaben der Vereinten Nationen bereits mehr als 10.000 Menschen.
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Mehr als ein Drittel der ukrainischen Bevölkerung
lebte bereits vor dem Ausbruch des bewaffneten
Konfliktes in existenzieller Not.
Die instabile Lage des Landes wirkt
sich auch auf die Familien aus.
Viele Kinder sind sogenannte
Sozialwaisen, deren Eltern drogen-
oder alkoholabhängig sind.
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80 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt liegt Lemberg mit seiner malerischen Altstadt, deren Architektur von seiner österreichisch-ungarischen Vergangenheit geprägt ist und die ein Flair von mediterranem Lebensstil versprüht.
Doch die Realität außerhalb des quirligen Stadtzentrums sieht anders aus: Viele Kinder müssen auf der Straße leben, die staatlichen Heime sind überfüllt. Vor etwa zehn Jahren haben die Salesianer Don Boscos daher, in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt von Lemberg, ein Kinderheim gegründet.
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Kapitel 2

Unsere Reportage: Ein Haus voller Leben

Yegor ist mit seinem Leben zufrieden. Er macht eine Ausbildung zum Masseur: „Das macht mir richtig Spaß.“
Yegor ist mit seinem Leben zufrieden. Er macht eine Ausbildung zum Masseur: „Das macht mir richtig Spaß.“
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Behutsam setzt er einen Fuß vor den anderen. Ein Lächeln umspielt seine Lippen – dafür ist er bekannt. Yegor* wirkt stets gut gelaunt und strahlt eine innere Ruhe aus, die ansteckt. Es ist beeindruckend, wie dieser junge Mann von 22 Jahren bescheiden und ausgeglichen durchs Leben geht – ohne Augenlicht, aber mit viel Zuversicht und Willenskraft. Mit zehn Jahren kommt Yegor ins Kinderheim der Salesianer Don Boscos in Lemberg. Warum er blind ist, ist nicht genau bekannt. „Es gibt zwei Theorien“, erklärt Pater Mychaylo Chaban, der Direktor der Einrichtung. „Die eine ist, dass es die Folge einer Krankheit war. Die andere – und das ist leider nicht unwahrscheinlich, dass seine Augenlinsen für den Organhandel verkauft wurden.“ Geschichten wie diese schockieren, sind im Kinderheim „Pokrova“ allerdings keine Seltenheit.
Yegor ist mit seinem Leben zufrieden. Er macht eine Ausbildung zum Masseur: „Das macht mir richtig Spaß.“
Yegor ist mit seinem Leben zufrieden. Er macht eine Ausbildung zum Masseur: „Das macht mir richtig Spaß.“
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Vertrauen aufbauen

Die Erzieherinnen Natalia Boiko (links) und Galyna Tashak (rechts).
Die Erzieherinnen Natalia Boiko (links) und Galyna Tashak (rechts).
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Die meisten Kinder öffnen sich schnell durch die familiäre Atmosphäre im Kinderheim. Etwa drei Monate dauert es, das Vertrauen zu ihnen aufzubauen, weiß Natalia Boiko, die seit zehn Jahren als Erzieherin bei Don Bosco arbeitet. „Wenn ein Kind aus einer problematischen Familie zu uns kommt, muss es sich erst einmal an unseren Tagesablauf gewöhnen. Wir haben auch Psychologen, die die Kinder betreuen. In der Regel fühlen sie sich schnell bei uns sicher.“ So war es auch bei Yegor: „Die Jungs hier und die Erzieherinnen haben mir immer geholfen und mich gut behandelt.“ Der 22-Jährige befindet sich in einer Übergangsphase, der sogenannten Verselbstständigung. Er hat in Lemberg eine eigene Wohnung, muss aber noch lernen, sich in seinem Alltag allein zurechtzufinden. Deswegen übernachtet er manchmal noch im Kinderheim. Bei seinen Freunden, wie er sagt. „Ich bin es gewohnt, viele Leute um mich zu haben. Ich vermisse das Kinderheim und besuche die Jungs hier oft.“
Die Erzieherinnen Natalia Boiko (links) und Galyna Tashak (rechts).
Die Erzieherinnen Natalia Boiko (links) und Galyna Tashak (rechts).
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Die gute Atmosphäre im Kinderheim der Salesianer Don Boscos hat auch Andrij Jazkiw sofort gespürt. Er und seine Frau kennen die Arbeit dort schon seit langem und fühlen sich den Patres und den Kindern verbunden. Vor drei Jahren haben sie selbst zwei Jugendliche adoptiert. Eine Entscheidung, die sie nie bereut haben. Ein Abenteuer, das anhält.

(Foto: Andrij Jazkiw (rechts)
mit einem seiner adoptierten Söhne)

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Füreinander da sein

Andrij und Vadim: Ein unschlagbares Team.
Andrij und Vadim: Ein unschlagbares Team.
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Zusammenhalt und gegenseitiger Respekt, von gelegentlichen Streitigkeiten einmal abgesehen, prägen den Alltag unter den Jugendlichen im Kinderheim. Die Großen sind für die Kleineren da und haben ein wachsames Auge auf sie – auch beim Spielen. Wie zum Beispiel Andrij*, der draußen geduldig den jüngeren Vadim* auf einem hellblauen Fahrrad über die Wiese schiebt. Vadim muss noch üben, gleichzeitig in die Pedale zu treten und die Balance zu halten. Der Rest der Jungen saust in rasantem Tempo über den Sportplatz, der dringend einer Erneuerung bedürfte. Doch die Kinder umkreisen gekonnt die großen Schlaglöcher und lassen sich nicht von ihnen ausbremsen.
Andrij und Vadim: Ein unschlagbares Team.
Andrij und Vadim: Ein unschlagbares Team.
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Auch die Salesianer haben sich nicht ausbremsen lassen.
Seit zehn Jahren engagieren sie sich für Waisenkinder. Zuerst haben diese mit im Provinzialat gewohnt, dem offiziellen Dienstsitz der Salesianer in Lemberg, wenige Autominuten vom jetzigen Standort des Kinderheimes entfernt. „Die erste Idee damals war es, Straßenkindern für zwei bis drei Wochen ein Dach über dem Kopf zu geben“, erinnert sich Pater Mychaylo Chaban. „Nach und nach entstand allerdings der Wunsch, ein richtiges Heim zu schaffen – mit Wohngruppen im Familienstil. Außerdem kamen immer mehr Kinder dazu und wir benötigten mehr Platz.“
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Vor vier Jahren wurde das neue Kinderheim gebaut –
direkt gegenüber der Berufsschule der Salesianer.
Hier können sich seit bereits 15 Jahren Mädchen und Jungen in verschiedenen Berufsfeldern ausbilden lassen,
zum Beispiel als Friseur oder Schreiner.
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Im Video: Pater Karol Manik

Der gebürtige Slowake leitet seit vier Jahren die ukrainische Provinz „Maria, Helferin der Christen“. Er findet es wichtig, den Jugendlichen, wie es schon Don Bosco getan hat, eine Ausbildung zu ermöglichen.

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Vor drei Jahren neu in der Berufsschule hinzugekommen ist der Gastronomiebereich. Die Salesianer haben damit auf einen Trend reagiert. Denn Lemberg ist mit 2,5 Millionen Touristen pro Jahr zu einem beliebten Reiseziel geworden und die Chancen, in diesem Gewerbe eine vergleichsweise gut bezahlte Stelle zu finden, sind gestiegen. Mehr als die Hälfte der etwa 100 Auszubildenden lernt daher in der Berufsschule Koch, Bedienung oder Barmann.
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Wer in der Don Bosco Kochschule seine Ausbildung macht, trifft auch auf den 73-jährigen Helmut Rose. Der gelernte Koch und Metzger ist über den Bonner „Senior Experten Service“, der ehrenamtliche Fach- und Führungskräfte im Ruhestand zur Unterstützung von Firmen ins Ausland entsendet, zu den Salesianern Don Boscos nach Lemberg gekommen und geblieben.

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Früher gab es in der Berufsschule auch eine Ausbildung zur Schneiderin. Aber da die Interessentenzahlen für diesen Ausbildungszweig zurückgegangen sind, ist die Schneiderei jetzt extern vermietet. Stattdessen soll bald eine Ausbildung zum Automechaniker angeboten werden. Die Baustelle neben dem Kinderheim zeigt, dass dieser Plan längst kein Wunschdenken mehr ist, sondern bereits in die Tat umgesetzt wird. Unten soll eine Autowerkstatt entstehen, oben eine Sporthalle für die Kinder und Jugendlichen.
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Durch die Baustelle hat Pater Mychaylo Chaban viel zu tun. Sein Handy meldet sich in regelmäßigen Abständen und erinnert ihn an seine Pflichten – Entscheidungen müssen gefällt, Absprachen getroffen werden. Die Jugendlichen verliert der 42-Jährige bei alldem aber nicht aus dem Blick.
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Aufmerksamkeit schenken

Pater Mychaylo Chaban ist es wichtig, den Jugendlichen zuzuhören und sie in ihrem Alltag zu begleiten.
Pater Mychaylo Chaban ist es wichtig, den Jugendlichen zuzuhören und sie in ihrem Alltag zu begleiten.
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Auch nach einem anstrengenden Arbeitstag spielt Pater Chaban abends noch zwei Stunden Fußball mit den Jugendlichen oder schaut in den Wohngruppen vorbei. Die älteren Jungen lümmeln im Aufenthaltsraum auf bunten Sitzsäcken vor einem großen TV-Flachbildschirm – ein Geschenk der Polizei aus einer Drogenrazzia. Ein Stockwerk tiefer essen die jüngeren gemeinsam Abendbrot, der Salesianerpater setzt sich zu ihnen. Sie freuen sich sichtlich über diese Zuwendung, die sie zu Hause nie erfahren haben. Pater Chaban kennt die Geschichte jedes Einzelnen: „Da ist zum Beispiel Oleksander*. Da seine Eltern im Wald ungestört eine Party feiern wollten, banden sie ihren Sohn an einem Baum fest und vergaßen ihn anschließend, sodass er zwei Nächte allein im Wald verbringen musste.“ Er schüttelt seinen Kopf und fährt fort. „Oder der neunjährige Ilya* und sein Bruder. Sie werden bald neu bei uns aufgenommen. Ihre Mutter ist psychisch krank und sie mussten allein für sich sorgen. Sie sind durch die Stadt gezogen und haben Flaschen gesammelt, um zu überleben.“
Pater Mychaylo Chaban ist es wichtig, den Jugendlichen zuzuhören und sie in ihrem Alltag zu begleiten.
Pater Mychaylo Chaban ist es wichtig, den Jugendlichen zuzuhören und sie in ihrem Alltag zu begleiten.
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Im Video: Pater Mychaylo Chaban

Die Kinder haben oft Traumatisches erlebt. Doch das ist die Vergangenheit. Die Salesianer Don Boscos gestalten ihre Gegenwart und geben ihnen eine Zukunft.

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Im Video: Probe für ein katholisches Jugendfestival

Die Salesianer Don Boscos in Lemberg wollen, dass jedes Kind die Liebe Gottes spürt, dass es Freude am Leben hat und seine Talente entdeckt.

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Kapitel 3

Die Don Bosco Stiftung „Kinder brauchen ein Zuhause“ unterstützt Projekte in Russland, Weißrussland und der Ukraine. Zielgruppe sind u.a. Straßenkinder und von Obdachlosigkeit bedrohte Kinder sowie Jugendliche aus armen Familien, die eine Berufsausbildung machen möchten: www.kinderbraucheneinzuhause.de 

Weitere Informationen über Hilfen für Straßenkinder in Osteuropa gibt es auch unter: www.strassenkinder.de
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Don Bosco Medien GmbH
Redaktion
Sieboldstr. 11
81669 München

Tel. +49 (0)89 / 48008-360
redaktion@donbosco-medien.de
www.donbosco-medien.de

Geschäftsführer:
P. Alfons Friedrich SDB
Stefan Höchstädter

Texte, Interviews, Fotos, Produktion:
Nicole Stroth
stroth@donbosco-medien.de

*Alle Namen der Kinder und Jugendlichen in dieser Reportage wurden von der Redaktion geändert.
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