Motiviert!
Wir haben den Praxistest gemacht – im Don Bosco Jugendwerk Nürnberg.
Obdachlos, alkohol- oder drogenabhängig, ohne familiären Rückhalt und scheinbar ohne Zukunftsperspektiven – im Don Bosco Jugendwerk Nürnberg werden Straßenjugendliche nicht sich selbst überlassen. Mit viel Geduld und Empathie hören Sozialarbeiter wie die 34-jährige Tanja Holzmeyer den Jugendlichen zu und motivieren sie, ihr Leben wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Eine herausfordernde Aufgabe, die auch von den pädagogischen Fachkräften viel Eigenmotivation abverlangt.
Erstes Kennenlernen
„Ich habe alles kaputt gemacht“
Täglicher Zufluchtsort
Bei Don Bosco sei er wegen seiner Freundin gelandet. Sie habe ihm von dem offenen Angebot erzählt. Jeden Tag – in der Woche von acht bis 22 Uhr sowie am Wochenende von acht bis 16 Uhr – finden obdachlose Jugendliche hier einen Zufluchtsort und Ansprechpartner. Stümmel weiß das zu schätzen: „Ich find’s gut, dass die einfach sagen, wenn’s dir dreckig geht, komm halt öfter mal bei uns vorbei. Man muss dafür nichts zahlen und bekommt Hilfe bei Ämtergängen, der Wohnungssuche und bei Bewerbungen.“
Doch so weit ist Stümmel noch nicht. „Momentan habe ich eigentlich gar keine Motivation, mein Leben in den Griff zu bekommen. Ich muss täglich schauen, wie ich mir meinen Stoff finanzieren kann. Meine einzige Motivation, wenn man so will, ist also, Geld zu sammeln, um keine Entzugserscheinungen zu haben.“
Auf der Suche nach der Motivation
Tragfähige Beziehungen aufbauen
Im Video: Tanja Holzmeyer, 34 Jahre
Für ihren Job als Sozialarbeiterin braucht es die Motivation, sich in die Lebenswelt der obdachlosen Jugendlichen hineinzudenken sowie offen und empathisch zu sein, erklärt Tanja Holzmeyer.
Im Video: Stefan Müller, Einrichtungsleiter des Don Bosco Jugendwerks Nürnberg
Für Stefan Müller ist es wichtig, immer optimistisch zu bleiben: „Wir glauben wie Don Bosco an den guten Kern in jedem Menschen. Wir finden für jeden Jugendlichen eine Lösung."
Weg von der Straße
Der Schlüssel zum eigenen Zimmer
Für sie die beste Nachricht des Tages: „Das ist für mich echt cool. Endlich habe ich etwas, wo ich hinkann. Das baut mich auf. Das ist gut für mein Leben.“
Doch bevor weitere Zukunftspläne geschmiedet werden können, wird erst einmal der Pinsel geschwungen. Gemeinsam mit ein paar anderen Jugendlichen streicht sie ihr neues Zimmer, das vom vorherigen Bewohner etwas dreckig hinterlassen wurde. Im Hintergrund läuft laute Musik und die Jugendlichen beklecksen sich ausgelassen mit Farbe. Jenny wirkt aufgekratzt und zeigt in eine Ecke: „Eine Fotowand, hier will ich eine Fotowand hinhängen. Und Lichterketten müssen hier auch unbedingt hin.“
Persönliche Grenzen
Momente des Zweifels
Umso unerwarteter traf daher Tanja Holzmeyer die Nachricht, dass genau dieser Jugendliche zwei schwere Verbrechen begangen hatte – und zwar in der Zeit, in der er regelmäßig beim offenen Treff und in Gesprächen mit ihr war. „Da habe ich kurz den Glauben verloren“, gibt Tanja Holzmeyer zu, die von sich sagt, dass sie viel einstecken kann und jeden Tag gerne zur Arbeit geht. „Aber da wurde mir schlagartig bewusst, dass dir manches einfach komplett unerschlossen bleiben kann, auch, wenn du glaubst, es läuft alles gut.“
Sie macht eine kurze Pause und fährt dann fort: „Da war eine persönliche Grenze für mich spürbar. Das nimmst du trotz professioneller Distanz über Wochen mit nach Hause. Da überlegst du automatisch, ob dir vielleicht etwas hätte auffallen müssen. Und da denkt man sich auch kurz, wieso mache ich das.“
Zur richtigen Zeit da sein
Zur Information
Impressum
Redaktion
Sieboldstraße 11
81669 München
Tel. +49 (0)89 / 48008-360
redaktion@donbosco-medien.de
www.donbosco-medien.de
Geschäftsführer:
P. Alfons Friedrich
Stefan Höchstädter
Tel. +49 89 48008 300
redaktion@donbosco-medien.de
www.donbosco-medien.de
Interviews, Texte, Audios, Videos, Produktion:
Nicole Stroth
stroth@donbosco-medien.de
Fotos:
Klaus D. Wolf
(Fotos 8, 13, 14: Nicole Stroth)